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04.05.2023 | Wie barrierefrei ist Burg?

Schülerinnen beschäftigen sich im Rahmen eines Schulprojektes mit Inklusion auf Fehmarn

Fehmarn – Das Thema Inklusion und Barrierefreiheit findet immer mehr Anklang und Gehör in der Bevölkerung und bei Entscheidungsträgern. Dass sich junge Menschen mit dem Wohlbefinden Betroffener in der eigenen Heimat beschäftigen, ist aber fast schon eine Seltenheit. Umso erfreuter zeigte sich gestern die Behindertenbeauftragte der Stadt Fehmarn, Elwine Sievers-Tilsen, darüber, dass sie unlängst einen Brief von vier Schülerinnen der Inselschule erhielt. Inhalt des Schreibens war die Vorstellung eines Projektes, das die Schülerinnen von Dezember bis Februar vorbereiteten und letztendlich umsetzten. Dazu haben Elsa Thiesen, Lara-Marie Pietsch, Julie Rahlf und Lina Vorderberg zunächst circa ein halbes Jahr im Projektunterricht vorbereitend auf ihr Projekt, das auch in die Abschlussnote mit eingerechnet wird, hingearbeitet.
Unter dem Arbeitstitel „Wie barrierefrei ist Burg auf Fehmarn?“ haben die Schülerinnen nicht nur recherchiert und Interviews geführt, sondern haben sich bestmöglich in die Rolle körperlich eingeschränkter Personen hineinversetzt. Genauer gesagt haben sie getestet, wie barrierefrei sich Rollstuhlfahrer und blinde Personen in Burg wirklich fortbewegen können. Mit Rollstuhl und Blindenstock ausgestattet, ging es also durch die Innenstadt und über den Marktplatz. „Um uns einen Blindenstock zu leihen, wurde bis nach England telefoniert. Das war nicht ganz einfach. Beim ‚Dunkelexperiment‘ in Burgstaaken wurde uns dann freundlicherweise geholfen“, meint Julie Rahlf.
Mit den Lebenshelfern ausgestattet haben die Schülerinnen Geschäfte, Ampeln, die Straßen, den Marktplatz und Busse auf ihre Barrierefreiheit geprüft. Durch die selbst gemachten Erfahrungen haben sie diverse Probleme offengelegt. So stelle für die Schülerinnen das Kopfsteinpflaster die größte Hürde dar. Nahezu der gesamte Marktplatz sei für Rollstuhlfahrer, Sehbehinderte, aber auch Menschen, die einen Kinderwagen schieben, gar nicht oder nur sehr schwer passierbar. „Mit dem Rollstuhl bin ich an einigen Stellen selbstständig gar nicht weitergekommen und musste geschoben werden“, berichtet Julie Rahlf von ihren Erfahrungen.

Burg ist noch nicht barrierefrei.

Weiter sei ihnen aufgefallen, dass es kaum abgesenkte Kantsteine gebe, sodass sie während des Selbstexperimentes durch die lückenhafte Pflasterung an einigen Stellen hängenblieben. Außerdem entdeckten die Schülerinnen vermehrt Baumwurzeln, die Gehwegplatten nach oben drücken, wodurch der Weg uneben und schwer begehbar wird. „Paradox ist, dass Behindertenparkplätze zu klein sind, um einen Rollstuhl einzuladen“, beschreiben die 15- bis 16-Jährigen ein weiteres Problem. Die getesteten Parkplätze seien „viel zu kurz, um die Rampe aus dem Behindertenfahrzeug auszuklappen. Wir mussten das Fahrzeug komplett auf den Gehweg fahren lassen, damit die Rampe nicht die Hälfte der Fahrbahn blockiert.“ Ein weiterer Behindertenparkplatz liege direkt auf dem hohen Kopfsteinpflaster auf, wodurch sich das Vorderrad des Rollstuhls festgesetzt habe.
Um sich ein umfassendes Bild über die Situation vor Ort zu machen, haben die Schülerinnen zusätzlich Interviews mit betroffenen Fehmaranern geführt und die ausführlichen Antworten ausgewertet. Ihre eigenen Erfahrungen konnten sie ergänzen, denn die vielen Aufsteller auf den Gehwegen würden für Betroffene ein zusätzliches Hindernis darstellen. Auch dass „Burg besonders für sehbehinderte Personen viele Hürden vorweist, da es kein Bodenleitsystem gibt und nur eine Ampel in der gesamten Innenstadt ein Signal abgibt“, stellten die Schülerinnen fest.

mit freundlicher Genehmigung des FT

Artikel als PDF: FT 27. April 2023

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